Das Junge Kolleg (JuKo) innerhalb des Trierer Kollegs für Mittelalter und Neuzeit (TriKo) versteht sich explizit nicht als weiteres „Nachwuchs“-Kolloquium, in dem Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Karrierephasen in polierten Vorträgen vor einem größtenteils fachfremden Publikum eine idealisierte Version ihres aktuellen Forschungsprojekts präsentieren. Das JuKo stellt stattdessen den Workshop-Charakter ins Zentrum und verbindet mit dieser Metapher die Vorstellung einer ebenso offenen wie geschützten Hinterhofwerkstatt. Es bietet ein interdisziplinäres Forum für junge Expert:innen der historischen Geistes- und Sozialwissenschaften, die gemeinsam die metaphorischen Motorhauben ihrer Projekte hochklappen, um sich praxisnah und persönlich über ihre Interessen und die wesentlichsten Aspekte ihrer Forschung auszutauschen: die bearbeiteten Materialien, die zum Einsatz kommenden Werkzeuge der beteiligten Disziplinen und die ihnen zugrundeliegenden forschungsleitenden Perspektiven.

Das JuKo vereint in diesem Sinne Fellows des Kollegs, (Post-)Doktorand:innen und fortgeschrittene Studierende der Universität Trier, die sich jeweils am letzten Montag des Monats (17:30–19:00 Uhr) unter Leitung von Dr. Eric Burkart (Mittelalterliche Geschichte) austauschen und vernetzen. Strukturiert wird dieser interdisziplinäre und fächerübergreifende Austausch durch vier Module, denen jeweils unterschiedliche Veranstaltungsformate zugeordnet sind:

  1. Materialien: Die Treffen des ersten Moduls konzentrieren sich auf die in den Projekten untersuchten Materialien und stellen damit die empirische Datengrundlage in den Mittelpunkt. Vorgestellt werden sowohl übergreifende Text- oder Quellengattungen, als auch konkrete Handschriften, Drucke, Bildquellen und Artefakte. Über eine Beschäftigung mit den Materialien der jeweils anderen Disziplinen sowie durch die Vorstellung von best-practice-Lösungen im Umgang mit ihnen schärfen die Teilnehmenden ihre interdisziplinären Kompetenzen und erweitern ihren Horizont auf dem Gebiet von Geistesgeschichte und materieller Kultur zwischen Mittelalter und Neuzeit.

  2. Werkzeuge: Der Fokus des zweiten Moduls liegt auf den Methoden der beteiligten Disziplinen im Umgang mit dem empirischen Material. Vorgestellt werden Arbeitstechniken – wie etwa texthermeneutische Verfahren oder diskursanalytische, ikonologische und korpussemantische Ansätze – sowie Tools und Methoden der Digital Humanities. Wissenschaftliche Forschung wird als Praxis thematisiert, deren Ergebnisse eng mit den zur Anwendung kommenden Techniken, Methoden und (digitalen) Hilfsmitteln verknüpft sind. Zugleich wird den Teilnehmenden ein geschützter Raum geboten, um peer-feedback einzuholen oder offene Fragen der eigenen Arbeit anzusprechen. Erörtert werden zudem Aspekte wie die Wahl einer überzeugenden Methode, der Umgang mit den untersuchten Materialien und die Verwendung geeigneter Programme, aber auch die Ergebnisdarstellung und das Schreiben wissenschaftlicher Texte.

  3. Perspektiven: Ziel des dritten Moduls ist es, Einblicke in die zentralen Prämissen und Diskurse der beteiligten Disziplinen zu vermitteln. Vorgestellt werden sowohl grundlegende Forschungsansätze in ihrer zeitlichen Entwicklung, als auch konkrete Arbeiten und Texte, die einen Paradigmenwechsel im jeweiligen Fach herbeigeführt haben oder selbst zum Gründungstext eines neuen Paradigmas geworden sind. Analog zum Modul „Werkzeuge“ wird wissenschaftliche Forschung hier auch als Praxis thematisiert, diesmal allerdings aus einer wissenschaftsgeschichtlichen Perspektive der longue durée. Neben der Vertiefung des interdisziplinären Verständnisses wird in diesem Rahmen zudem die Möglichkeit geschaffen, die strategische Ausrichtung der eigenen Forschung zu reflektieren und zur Diskussion zu stellen.

  4. Persönlichkeiten und Projekte: Das letzte Modul verbindet die drei vorangegangenen Aspekte in der Person der Forscher:in und trägt der Tatsache Rechnung, dass Forschung sich nicht abgekoppelt von individuellen Interessen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Chancen, aber ebenso auch Widrigkeiten, Rückschlägen oder sogar Glück betrachten lässt. Das Ziel der zugeordneten Veranstaltungen besteht daher nicht allein in der Vorstellung individueller Qualifikationsprojekte als Verknüpfung von Persönlichkeit, Material, Perspektive und Methode. Auf den individuellen Weg in die Forschung ausgerichtete Selbstvorstellungen der Fellows sowie externer Gäste werden eine Orientierungshilfe für die beteiligten Studierenden und am Anfang ihrer Forschung stehenden Doktorand:innen bieten. Fortgeschrittene Forscher:innen sprechen dabei über die Verschränkung von persönlichen Interessen, akademischer Einbindung und wissenschaftlicher Praxis, und geben Einblicke in die Entwicklung, Veränderung und Erweiterung der eigenen wissenschaftlichen Perspektive in die Auseinandersetzung mit dem eigenen Fach, mit akademischen Institutionen oder der jeweiligen Fachkultur.

 

Organisation des Jungen Kollegs: Dr. Eric Burkart (burkarte@uni-trier.de)